Dienstag, 31. Mai 2011

lichtjahre



ich bin ins wohnzimmer umgezogen. wahrscheinlich weil es das hellste zimmer der wohnung ist, das licht fällt von drei seiten herein: aus der tür, aus dem süd- und aus dem ostfenster. schon drei tage (und nächte) lag trage ich dieselbekleidung, schlummere auf dem schmalen sofa  in die decke eingewickelt zu jeder beliebigen uhrzeit. mein laptop steht auf dem couchtisch, fernseher läuft. wenn ich hunger bekomme, gehe ich kurz in die küche und koche kakao. die beiden schlafzimmer betrete ich gar nicht mehr, die türen sind geschlossen. ans telefon geh ich nicht ran - leute, die hier anrufen, wollen dich sprechen, dass ich hier bin, wissen sie gar nicht. ich mache nichts außer auf deine rückkehr warten. wenn du kommst, bin ich gerade im wohnzimmer und mache ein nickerchen. 



Sonntag, 29. Mai 2011

böxig

ich nehme eigtl nie den bus, und dann ab und zu doch, - und die fahrt durch die stadt, die du bestens zu kennen glaubst, gestaltet sich nicht uninteressant, wenn du noch ungesehene ecken und strassen entdeckst und versuchst dir vorzustellen, wo du dich gerade befindest..





böxig leise in goldenen ampulen

Mittwoch, 25. Mai 2011

winterwärme







das wichtigste vergessen. schnell zurück. du schaffst es schon, du bist flink wie eine gazelle, schneller sogar als deine hose. du denkst an tausend sachen, nur nicht an hier und jetzt. endlich hast du dich getraut anzurufen. da meldet sich der anrufbeantworter. jetzt hast du eine tolle ausrede für mindestens eine ganze woche. und der papierkram liegt wieder bewegungslos da. die bahn ist vollgestopft mit schwitzenden menschen. du gesellst dich dazu und schwitzst mit. eine gemeinsame aktivität. für einen kurzen moment kommst du zur ruhe - ob du dich aufregst oder nicht, sie fährt ja nicht schneller. und deine hose kann dich jetzt endlich einholen.

Samstag, 21. Mai 2011

die dinge des lebens





mutter verbot ihnen in ihrer abwesenheit die fenster zu öffnen - nur das obere kleine klappfenster zum luften! - sagte sie und drohte mit dem finger wie mit einer waffe. und natürlich waren alle fenster weit aufgerissen, sie standen auf der fensterbank, ballancierten auf dem sims ohne sich am fensterrahmen festzuhalten, denn von dort, vom zwölften stock aus sah man die ganze stadt und alles andere drum herum. unten krochen andere kinder auf dem asphalt wie winzige insekten, sie zeichneten mit  kreide merkwürdige bilder und muster wie aus der sendung über ausserirdische und spielten geheimnisvolle spiele in den engen schluchten zwischen geschäften, kino, wäscherei und friseursalon. man sah rechts den see, in dem einmal ein esel ertrank,oder vielleich ein ganzer laster versank darin, man erzählte verschiedenes... noch weiter dahinter glänzten dächer der treibhäuser. links war die schule, der stillste ort im sommer und deshalb vie interessanter als sonst - sich im schulhof rumzutreiben und durch die fenster in die leeren klassenräume reinzuschauen (und für so manch einen buchliebhaber war der besuch der schulbibliothek im sommer ein wahrhaftig exklusives erlebnis)... der sportplatz mit kaputtem verbogenem klettergerüst. dahinter standen andere hochhäuser und man sah ein stück vom dach der neuen schule, die erst vor kurzem fertiggebaut wurde und am kommenden herbst zum ersten mal ihre pforten öffnen sollte. jungs, die die baustelle regelmäßig erkundeten, berichteten interessante ding, zum beispiel dass es in der neuen schule einen schwimmbad geben sollte. fast jeder bat seine mutter in die neue schule überwiesen zu werden und fast jeder erzählte, sie hätte zugestimmt, unter gewissen bedingungen... doch es hieß auch, diese schule sei für die kinder der mitarbeiter der ebenso neugebauten textilfabrik da, die man allerdings nicht von diesem fenster aus sehen konnte, egal wie weit man sich daraus lehnte. dafür sah man aber den marktplatz, den stausee, den nussbaumhain, den fluss mit dem staudamm, mit einem wasserfall von fantastischer schönheit - in einer weißen dampfwolke - genauso stellten sie sich niagara vor..